English version of this text is currently in the works, will be linked here soon
Von unserer Seite kommt nun auch ein Statement zu dem Verhalten des Kölner Lesben- und Schwulentag e.V. (KLuST) rund um das Cologne Pride-Motto 2020 und den Geschehnissen bei der Diskussionsveranstaltung am 16. Januar.
Das ursprüngliche Motto „Einigkeit! Recht! Freiheit!“ war für einen CSD absolut unangebracht. Ein Feiern des deutschen Staates ist in diesem Kontext völlig geschichtsvergessend.
Zudem ignoriert es die immer noch unzumutbaren Lebensrealitäten von queeren BIPOC wie auch trans* und inter* Menschen in Deutschland. Eine Änderung des Mottos war daher das Mindeste, das wir vom KLuST erwarteten. Wir freuen uns, dass es zu dieser Mottoänderung kam. Jedoch zeigen die Vorkommnisse bei der Diskussionsveranstaltung, dass die Mottoänderung lediglich der Entschärfung der Situation dient und der KLuST keinerlei Einsicht zeigte.
Wir können die Ereignisse während der Diskussionsveranstaltung nicht unkommentiert lassen. Diese hier einzeln aufzuzählen, würde den Rahmen dieses Statements sprengen, sie lassen sich jedoch auf dem Twitter-Account des RABA Köln finden. (https://twitter.com/RABA_CGN/status/1217876006104719365?s=19)
Der KLuST-Vorstand versäumte es in jeglicher Form, inhaltlich auf die Argumente der Gegenstimmen einzugehen. Die Moderation betrieb extremes Tone Policing (Versuch, ein Argument aufgrund der emotionalen Weise, mit der es vorgetragen wurde, zu entkräften), was gerade bei den vielen emotionalen Beiträgen von queeren POC nicht tragbar ist. Der KLuST zeigte sich nicht redebereit. Stattdessen wurden Nationalismus und Polizeipräsenz gepriesen, ohne die Gewalt, die Staat und Polizei für große Teile der Anwesenden bedeuten, zu reflektieren.
Der KLuST behauptet an sich selbst den Anspruch zu stellen, die queere Community Kölns zu vertreten. Wenn das der Fall ist, kann und darf es nicht sein, dass sich Menschen, die rassistischen, homo- und trans*-feindlichen und faschistischen Parteien und Bewegungen wie der AfD und der Identitären Bewegung nahestehen, auf einer Veranstaltung des KLuST eingeladen fühlen. Dennoch war David Berger, dessen Nähe zu AfD und IB bekannt ist, bei der Veranstaltung anwesend und wurde von Anwesenden erkannt und freundlich begrüßt. Dass Berger die Veranstaltung auch noch filmte und danach auf seiner Website veröffentlichte, ist ein absolutes Unding! Vor allem, da Mitglieder des KLuSTs uns versicherten, Berger hätte in ihrem Beisein die Aufnahmen gelöscht, gibt es für uns an dieser Stelle keine andere Möglichkeit, als dem KLuST vorzuwerfen, rechte Akteur*innen zu decken.
Außerdem ist bei der Veranstaltung erneut aufgefallen, dass der KLuST sich nicht ernst haft mit den Belangen und Forderungen der trans* Community auseinandersetzt oder sich für diese einsetzt. So war von „den Transsexuellen“ die Rede, denen „das Transsexuellengesetz“ nicht geholfen habe. Dies spielt die Realität des TSG herunter und zeigt auc h auf, dass sich der KLuSTVorstand wenig bis gar nicht mit Terminologie und (Selbst)Bezeichnungen innerhalb der trans* Community auskennt. Auch die Moderation, die stets von einer Binarität der Geschlechter ausging, es versäumte, Sprecher*innen aus dem Publikum nach ihren Pronomen zu fragen und daraufhin auch Menschen misgenderte, warf ein schlechtes Licht auf den KLuST. Dies reiht sich in den bisherigen Umgang vom KLuST mit der trans* Community ein. Auch wenn die aktuellen Ereignisse einen katastrophalen Höhepunkt, bzw. Tiefpunkt, für den KLuST darstellen. Wir haben dem KLuST in den vergangenen Jahren mehrfach Auskunft und Kooperation angeboten, worauf jedoch nie ernsthaft eingegangen wurde. Es scheint so, als habe der KLuST kein wirkliches Interesse daran, die trans* Community mit einzubeziehen und sich für trans* Menschen einzusetzen.
Wir haben in den letzten Jahren immer wieder die unpolitischen und aussageschwachen Mottos des Cologne Prides mitgetragen. Dass der Cologne Pride eine bürgerliche und kommerzielle Veranstaltung ist, ist keineswegs neu. Nach den Ereignissen der letzten Wochen können wir uns jedoch keine weitere Kooperation vorstellen, solange der KLuST keine Einsicht zeigt und den Anspruch an sich erhebt, strukturelle Änderungen vorzunehmen.
Die Vorkommnisse stehen exemplarisch für die Homogenität des KLuST-Vorstands. Dieser schafft es absolut nicht, die Meinungen und Sichtweisen der mehrfachmarginalisierteren und zahlenmäßig kleineren Bestandteile der queeren Community miteinzubeziehen. Sie repräsentieren in keinster Weise die trans*- und nicht binäre Community, inter* Menschen, queere POC und asexuelle und aromantische Menschen, um einige Beispiele zu nennen. Wir fordern den Vorstand des KLuST auf, sich um eine Diversifizierung seiner Strukturen zu bemühen, den kleineren, eher selten gehörten Stimmen der Community ein Sprachrohr zu geben, und eine klare Kante gegen rechts zu zeigen!
Die Trans Pride Cologne