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Rede 1 / Speech 1
TW Häusliche Gewalt, sexuelle Übergriffe, Obdachlosigkeit
Es ist – mal wieder – der achte März, der feministische Streiktag, und mal wieder hat sich im Vergleich zum Vorjahr nicht viel zum Besseren geändert, nein, durch diese Pandemie da, von der wir alle nicht mehr hören können ist tatsächlich eher wieder mehr schlechter geworden.
Wir leben *immer noch* in einem zutiefst ausbeuterischen System, welches uns jeden Tag aufs neue unterdrückt, sei es über Rassismus, Queerfeindlichkeit, Ableismus, staatliche Repressionen, den Zwang zur Lohnarbeit um überleben zu können, oder – der Grund aus dem wir heute ja alle hier sind – dem Patriarchat.
Das Patriarchat, welches zwei komplett arbiträre Geschlechter konstruiert, und diese als die einzigen zwei ansieht, die ein Mensch haben kann, das Patriarchat, welches jeden Tag aufs neue Menschen gegen ihren Willen einem der „zwei“ Geschlechter zuweist, das Patriarchat, welches „weiblich“ konstruierten Menschen weniger Geld für die selbe erbrachte Lohnarbeit gibt, und diese danach noch zur unbezahlten Carearbeit nötigt, und auch das selbe Patriarchat, welches sich vehement gegen alle anderen Lebensentwürfe richtet, wie zuletzt im Oktober, als in Berlin das anarchaqueerfeministische Hausprojekt Liebig34 geräumt und die Bewohner*innen von Berliner Bullen während einer Pandemie und vor einem kalten Winter in die Obdachlosigkeit geschickt, und ihre gelebte Utopie von einem Leben ohne cis Männer zerstört haben.
Es ist das selbe Patriarchat, das cis Männer zur häuslichen Gewalt und sexuellen Übergriffigkeit erzieht, und diese danach auch noch deckt, und auch das selbe Patriarchat, welches männlich konstruierten Menschen jahrelang eintrichtert, sie dürfen auf keinen Fall emotionale „Schwäche“ zeigen, sondern müssen immer cool, tough und so mackrig wie möglich sein – und am besten auch noch heterosexuell.
Lasst uns also Hand in Hand kämpfen, um aus diesem System auszubrechen! – Und ich rede nicht nur vom cis- und heteronormativen Patriarchat, sondern vom gesamten kapitalistischen, rassistischen, queerfeindlichen, antisemitischen, etc, Normalzustand, der uns am Boden hält.
Lasst uns für körperliche Autonomie kämpfen, egal ob Abschaffung von 219a, das Selbstbestimmungsgesetz, endlich adäquate Voraussetzungen und Anerkennung für Sexarbeiter*innen oder verdammt nochmal die Eingriffe an neugeborenen inter Kindern!
Lasst uns für eine solidarische Gesellschaft kämpfen, ohne Geschlechternormen, die alle von uns schaden, ohne Macker, Faschos, Bullen und anderen Auswüchsen toxischer Männlichkeit!
Lasst uns gemeinsam *kämpfen*, für das gute Leben für alle. Feministisch. Solidarisch. Gemeinsam. Jetzt!
TW Homelessness, domestic abuse, sexual abuse
Its March 8th, once again, and compared to last year, nothing really changed for the better- once again, if anything, things even got worse due to a certain pandemic none of us can stand hearing about anymore.
We still live in a deeply exploitative system, opressing us day by day, be it via racism, queermisia, ableismus, repression, being forced to work for a wage to survive or – the reason we came together today – the patriarchy.
The patriarchy, which made up two completely arbitrary genders and then defined those two as the only two a human can have, assigning newborn childs into one of those two made up boxes every day against their will, the patriarchy, which defines some people as „female“ and then pays them less for the same amount of wage work, and then cooerces them into also performing emotional and care labor – without pay. The same patriarchy, which vehemently opposes all differing ways of living, as seen in October last year, when the anarcha queerfeminist house project Liebig34 in Berlin was forcefully evicted by cops – during a deadly pandemic with a cold winter coming up, and destroyed the inhabitants lived utopia of a life without cis men.
Its the same patriarchy, that basically educates cis men to perform domestic violence and sexual assault and after that covers up for them and the same patriarchy that teaches people it constructs as „masculine“ to never show any emotional vulnerability, but instead always act cool, tough and emotionally cold – and, also heterosexual in the best case.
So lets fight hand in hand to break free from this System! – and I don’t just talk about the cisheteronormative patriarchy, but about the entire capitalist, racist, queermisic, antisemitic, … , state of „normality“, keeping us tied to the ground.
Lets fight for bodily autonomy, lets abolish §219a (Law outlawing medical practitioners informing about abortions), lets fight for the Selbstbestimmungsgesetz (Law providing easier change of name and gender marker for trans people), finally adequate Conditions and recognition for sex workers and finally – fucking stop forcefully operating newborn inter children.
Lets fight for a free and emancipated society built on solidarity, without gender norms hurting all of us, without machos, fascists, cops and other excesses of toxic masculinity!
Lets fight together, for the good life for all. Feminist. In Solidarity. Together. NOW!
Rede 2 / Speech 2
TW Transfeindlichkeit, Sexismus, Hurenfeindlichkeit, Slurs Reclaiming
Der 8. März ist für mich ein Tag des Schmerzes. Zu oft war ich da, habe für Rechte und Anerkennung gekämpft ohne das die um mich herum für meine Recht mitgekämpft hätten. Allzu oft wurden für Frauen gekämpft. Ich bin keine. Ich bin eine Hure, eine Transe und es wurde mir immer wieder vermittelt das ich auch bei feministischen Kämpfen nicht willkommen bin. Zu oft haben Menschen auf feministischen Demos gegen meine Rechte, meine Würde gekämpft. Terfs und Swerfs haben es geschafft feministische Orte zu Orten des Ausgrenzung zu machen. Noch mehr als sie es ohnehin schon waren. Und ich kann diese Heuchelei nicht mehr ertragen. Wer für sexuelle Selbstbestimmung ist muss auch akzeptieren dass Menschen damit ihre Existenz sichern. Wer für Geschlechtergerechtigkeit kämpft muss für alle Geschlechter kämpfen, nicht nur für cis Frauen. Aber fast keine Feministinnen haben für das Selbstbestimmungsgesetzt gekämpft, haben ihre Stimme erhoben als unter dem Vorwand der Gesundheitspolitik Sexarbeiterinnen wieder als Gefahr stigmatisiert und mit Berufsverboten schikaniert wurden. Trotzdem habe ich auch Hoffnung wenn ich an den 8. März denke. Hoffnung auf einen intersektionalen Feminismus. Hoffnung auf Demos auf denen zusammen gegen das Patriarchat gekämpft wird und nicht gegeneinander. Hoffnung auf Demos auf denen gilt: Das gute Leben für alle erkämpfen. Feministisch. Solidarisch.
TW: Transmisia, Sex Work Abolitionism, Sexism, Reclaiming of slurs
Too often have I attended, fighting for rights and recognition, without my peers joining the fight for my cause. There are and have been many fights for women. I’m no woman. I am a whore, a tranny, and I’ve been told time over time that I’m not welcome in feminist activism. Too often have other people fought against my rights, against my dignity, on feminist demonstrations. TERFs and SWERFs managed to turn feminist spaces into spaces of exclusion, of marginalization. Even moreso than they had already been. And i cannot stand this hypocrisy any longer. If you advocate for sexual bodily autonomy, you need to accept that people will secure their existence with sex work. Whoever fights for social justice has to fight for all genders, not just cis women. But almost no feminists have been fighting for the Selbstbestimmungsgesetz (Law for Self Determination), and instead have raised their voice to stigmatize sex workers as a danger under the guise of healthcare politics, humiliating them with employment bans. You can do better! And because of that, I also feel hope when thinking of March 8th. Hope for feminism that is intersectional. Hope of demonstrations where people fight the partiarchy and not each other. Hope of demonstrations, where the principle holds true: Fighting for a good life for everyone. Feministically. Solidly united.